Eiche im Bellevuepark

Bellevuepark in Berlin – Köpenick

Der Bellevuepark an der Friedrichshagener Straße in Köpenick ist beeindruckend ruhig und zeichnet sich durch einen großartigen alten Baumbestand aus. Die großen Bäume im Park wirken wie ein Dach, sie bieten Schutz und Erholung vom hektischen Alltag. Einer der eindrucksvollsten Bäume ist die Stiel-Eiche (Quercus robur) am südlichen Rand des Parks. Die Eiche hat einen Stammumfang von 5,70 m und eine Höhe von mehr als 20 m und ist als Nummer 34 als Naturdenkmal registrert. Sie ist eines der letzten Zeugnisse eines historischen Eichenwäldchens, das sich hier im Umfeld des 1766 errichteten und im 2. Weltkrieg zerstörten Schlösschen Bellevue befand. Ihr Alter wird auf etwa 270 Jahre geschätzt. Ein markanter unterer Ast wird durch eine Stütze gesichert, wodurch der Baum ein markantes Wahrzeichen geworden ist.

Eine Eiche stellt sich vor …

Als ich im Jahre 1752 hier gepflanzt wurde regierte noch der Alte Fritz als König von Preußen. Benjamin Franklin hatte das erste Mal mit seinem Drachen als Blitzableiter fungiert und in Großbritannien wurde der gregorianische Kalender eingeführt. Ich stand schon an dieser Stelle bevor der Bellevue-Park zum Bellevue-Park wurde. Seitdem habe ich unzählige küssende Paare, pinkelnde Menschen, aber auch ruhende und hippe Leute unter meiner Krone erlebt. Was soll ich sagen, schön war’s!!!

Aber auch ich habe den Jahren Tribut zu zollen und so hatte ich den vergangenen Jahren immer mehr Mühen mit meinen Wurzeln meine gesamte Krone zu versorgen. Besonders im Frühjahr, wenn ich viele hundert Liter Wasser bis in die letzten Triebspitzen pumpen muss, sodass meine Blätter sich entfalten können. Die langen Trockenphasen der letzten Jahre haben auch bei mir ganz schön Durst verursacht. Die Mitarbeiter vom Grünflächenamt des Bezirks haben mich zwar immer wieder mal eingekürzt um meine langen Versorgungswege zu reduzieren und 2006 habe ich dann auch eine Stütze bekommen (wie nett!!!). Aber wie beim Menschen auch, bekommen wir Bäume mit zunehmendem Alter immer mehr Zipperlein. Und der Sommer 2015 war mir einfach zu heiß und zu trocken. Da musste ich dann einfach meine Blätter vertrocknen lassen.

Dazu habe ich seit Jahren mit einer Pilzerkrankung im Wurzelbereich zu kämpfen, die leider auch nicht besser wird. Immer wieder haben sich Mitarbeiter vom Grünflächenamt daher um mich gekümmert und oft genug fielen dabei Worte wie Standsicherheit, Bruchgefährdung und Verkehrssicherheit. Deshalb wurde in der Vergangenheit auch immer wieder an mir rumgebohrt. Das Pieken ist zwar nicht schlimm, aber unangenehm. Oder geht von euch Menschen jemand gern zum Zahnarzt und lässt sich aus Jux und Dollerei im Zahn bohren?

Ich habe wirklich nicht vor einfach so irgendwann mal umzustürzen – außerdem entspricht meine Taille mit rund 570 cm Umfang auch nicht unbedingt Modelmaßen, hält dafür aber ganz schön Windlast aus. Aber mittlerweile habe ich manchmal schon Mühe all meine Äste bei mir zu lassen wenn richtiger Sturm ist. Zum Abtreten fühle ich mich allerdings auch noch zu jung. Immerhin besitze ich gute Gene und könnte durchaus 1000 Jahre alt werden. Naja, zumindest rein theoretisch! Glücklicherweise will mich das Grünflächenamt nicht einfach fällen lassen, sondern ich darf in Würde altern. Daher auch die Absperrung. Nun habe ich endlich den ganzen Boden wieder für mich ganz allein. Gute Luft zum Atmen an meinen Wurzeln. Und die paar Käfer, die sich nun bei mir ansiedeln. Für die bin ich das beste Hotel der ganzen Stadt.

Hach, vielleicht hätte ich das jetzt mit den 1000 Jahren gar nicht sagen sollen, sonst überlegen die es sich vom Grünflächenamt noch anders!

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